Antikonzeptiva: Erhöhte Depressionswahrscheinlichkeit vor allem bei Progesteron basierten Präparaten und jungen Frauen

12.03.2018 - Zurück

Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antikonzeptiva mit Östrogenen beziehungsweise Progesteron und Stimmungsschwankungen von Frauen wird seit Jahren diskutiert.

In einer großen prospektiven Kohorten-Studie erhob die Arbeitsgruppe um Skovlund und Kollegen im Zeitraum zwischen 2000 und 2013 die Daten von Frauen in Dänemark im Alter von 15-34 Jahren, bei denen die Diagnose Depression, eine schwerwiegende psychiatrische Störung, eine Krebserkrankung, eine Thromboseerkrankung oder eine hormonelle Behandlung bei eingeschränkter Zeugungsfähigkeit nicht vorbekannt war.

Dabei wurden die Daten von 1.061.997 Frauen erhoben und ausgewertet. 55% dieser Frauen nahmen Antikonzeptiva ein. In der Datenauswertung erfolgte eine Differenzierung in die Subgruppen orale und lokale Präparate und es erfolgte eine Unterscheidung zwischen Kombinationspräparaten und ausschließlich progesteronhaltigen Präparaten.

Insgesamt zeigten die ausgewerteten Daten bei der oralen Einnahme von kombinierten Antikonzeptiva und bei reinen oralen Progesteron Präparaten, im Vergleich zu den Frauen die keine Antikonzeptiva einnahmen, ein nur gering erhöhtes Risiko für eine Depression oder eine depressionsbedürftige Medikation um das 1,23 bis 1,34 fache (Kombinationspräparate vs. Progesteronpräpararte).

Ein höheres Risiko zeigte sich bei der Verwendung rein lokal wirksamer Antikonzeptiva wie eines Vaginalringes, bei denen vermutlich noch mehr Progesteron in die Blutbahn gelangt: hier erhöhte sich das Depressionsrisiko um das 1,4 bis 2,0 fache (Östrogen vs. Progesteron).

In der Subanalyse zeigte sich dann auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Einnahmealter und der Depressionswahrscheinlichkeit oder einer antidepressiven Therapie.

Insgesamt verringerte sich das Depressionsrisiko mit zunehmenden Einnahmealter. In der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen Frauen erhöhte sich das Depressionsrisiko unter einer oralen kombinierten Antikonzeptivaeinnahme aber um das 1,8 fache und unter einem nur Progesteron basierten Präparat bereits um das 2,2 fache.

Die Daten dieser großen Studie zeigen, dass insbesondere bei jüngeren Frauen die Einnahme eines insbesondere progesteronhaltigen Antikonzeptiva das Risiko für eine Depression mit Therapiebedarf deutlich erhöhen kann.

Die zu vermutende depressionsbegünstigende Nebenwirkung eines Antikonzeptiva sollte daher bei einer Verschreibung mitberücksichtigt werden.

Quelle:

Association of Hormonal Contraception With Depression, Skovlund CW, Mørch LS, Kessing LV, Lidegaard Ø, JAMA Psychiatry. 2016 Nov 1;73(11):1154-1162